Murat Yeginer

Deutsch sprechen, denken und handeln
am Musterbeispiel Heinz Erhardt

2009 - 2012

Das ist doch wirklich unerhört! Da tritt der Migrations-Deutsche Ahmet Erhardt im Namen des deutschen Goethe-Instituts an, um integrationswillige Türken auf den Einbürgerungstest in Deutschland vorzubereiten. Sein Konzept: Seid wie Heinz Erhardt. Der kam seinerzeit auch als kinderreicher Familienvater in Deutschland an und schaffte es mit Humor und Fleiß zum Prototypen des guten Wirtschaftswunder-Deutschen. Ein Musterbeispiel gelungener Integration, schwärmt Ahmet. Und er behauptet, er sei selbst eines von neun Kindern des unvergessenen Komikers.

Mitreißend erzählt er aus seiner Kindheit als Erhardt-Sohn und würzt seine Geschichten mit beweiskräftigen Filmausschnitten, passenden Heinz-Erhardt-Einlagen und Schlagern aus den Fünfzigern. Bestseller-Autor John von Düffel hat "Ich, Heinz Erhardt" als Hommage zum hundertsten Geburtstag des Komikers geschrieben und verknüpft dessen Biografie geschickt, aktuell und urkomisch mit den Integrationserfahrungen seines langjährigen Freundes Murat Yeginer, dem er das Theaterstück auch persönlich gewidmet hat, und der die Hauptrolle spielt.

Durch diesen Kunstgriff wird aus "Ich, Heinz Erhardt" eben mehr als ein heiterer Erinnerungs-Abend", fasst Regisseur Ingo Putz zusammen. "Wir sehen nicht einfach ein Stück über Heinz Erhardt sonder ein Stück über Deutschland. Ein Stück über den Wirtschaftswunder-Mythos, der gerade jetzt, in Zeiten der Krise, wieder überall beschworen wird.

"Alles im Leben geht natürlich zu.
Nur meine Hose geht natürlich nicht zu!"
(Heinz Erhardt)

Denn Heinz Erhardt steht noch heute in der Öffentlichkeit als Symbolfigur für das Wirtschaftswunder: der gemütliche, humorvolle, Deutsche, der durch liebenswerte kleine Missgeschicke und Versprecher so ganz "einer von uns" ist. Noch 28 Jahre nach seinem Tod wurde er 2007 in einer Fernsehumfrage zum zweit-besten deutschen Humoristen gekürt – gleich nach Loriot. "Ahmet Erhardt nimmt sich diesen Teil deutscher Kultur, behauptet, es wäre seins – und wird so selbst Teil des deutschen Wirtschaftswunder-Mythos", so Ingo Putz. "Und das ist ja tatsächlich wahr, auch wenn es uns nicht als erstes einfällt: Die Geschichte der Gastarbeiter in Deutschland gehört ebenso zum Wirtschaftswunder wie das Fernsehen und Heinz Erhardt." Mit "Ich, Heinz Erhardt" ist es dem Schauspiel gelungen, eine Uraufführung eines der gefragtesten Roman- und Bühnenautoren der Gegenwart nach Oldenburg und Pforzheim zu holen. Dr. John von Düffel stammt ursprünglich aus Oldenburg, war lange Jahre Dramaturg am Thalia-Theater Hamburg und wechselte zu dieser Spielzeit an das Deutsche Theater in Berlin. Seine Theaterstücke werden an allen großen Häusern in Deutschland gespielt. Im Sommer übertrug der Fernsehsender 3Sat die Uraufführung seiner Komödie "Das Leben des Siegfried" von den Wormser Nibelungenfestspielen und Mitte September eröffnete das Schauspielhaus Düsseldorf die Spielzeit mit seinem jüngsten Werk "Geld".

Murat Yeginer

Uraufführung
"Ich, Heinz Erhardt"
von John von Düffel
Mitarbeit Isabelle Yeginer
Co-Produktion des
Staatstheaters Oldenburg mit
dem Stadttheater Pforzheim
Inszenierung: Ingo Putz